BABETTE PERNICE
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Artikel inder Berliner Morgenpost, Beilage Immobilien zum TAG DER ARCHITEKTUR 2012 BERLIN.- << Neues Textfeld >>
FREIRAUM
Der Anbau mit Terrassendach schafft Weite
Ehepaar Möllering in Zehlendorf stellte sich einen Wintergarten vor. Heute machen 39 zusätzliche Quadratmeter alle glücklich
"Endlich mehr Platz und große Fenster", das war ein Wunsch von Klaus Möllering und seiner Frau. Das Paar lebt seit etlichen Jahren in seiner Doppelhaushälfte in Zehlendorf. Die Kinder sind hier aufgewachsen, und die Familie, die einst aus dem Rheinland an die Spree zog, ist hier heimisch geworden.
"Als die Kinder aus dem Haus waren, wollten wir unsere Doppelhaushälfte umbauen und hatten ursprünglich die Idee, einfach nur einen Wintergarten errichten zu lassen", erinnert sich Klaus Möllering. "Aber die Idee kam bei mir gar nicht gut an", sagt Architektin Babette Pernice und lächelt. Sie hat das Haus von Familie Möllering umgebaut und findet, "ein Wintergarten ist nicht so vielseitig und auch nicht übers ganze Jahr gut nutzbar". Die Architektin hat ihren Kunden stattdessen zum Anbau geraten.
Doch bevor dieser realisiert werden konnte, wurde das im Jahr 1961 gebaute Doppelhaus von Grund auf erneuert. "Das Haus war innen dunkel und eng. So baute man in den 60er-Jahren. Jetzt ist es viel geräumiger, es wirkt großzügiger und hat mehr Raumtiefe und Licht", sagt die Fachfrau, die sich unter anderem auf die Modernisierung von Häusern spezialisiert hat.
KLARHEIT UND LUFT SCHAFFEN
"Ich mag es, das Alte und das Neue zu kombinieren und mittels größerer oder kleinerer Umbauten mehr Klarheit, Luft und Großzügigkeit zu schaffen, ohne den Bestand dabei völlig zu vergessen. Ich möchte meinen Kunden auf diesem Weg schnell und ohne großen Aufwand ein zeitgemäßes Wohnen ermöglichen", beschreibt sie ihr Arbeitsverständnis.
Bei Familie Möllering ging der Umbau im Jahr 2006 mit dem ersten Bauabschnitt los. "Wir haben das Badezimmer oben neu gemacht, die Türen allesamt fast bis unter die Decke erhöht und dem Paar einen großen Wunsch erfüllt, indem wir einen Kamin eingebaut haben", resümiert die Architektin und erläutert: "Das neue Bad hat eine barrierefreie Dusche, die ist spätestens dann wichtig, wenn man etwas älter ist und einem das Ein- und Aussteigen in die Dusche zunehmend schwerer fällt." Durch den sehr hohen Spiegel wirkt der Raum doppelt so groß und viel offener. "Er wurde quasi gestreckt", bemerkt Babette Pernice. "Ein handbreites Regal, das direkt in die Wand eingesetzt wurde, bietet zusätzlichen Platz für Kosmetik, Zahnbürste und die Kulturtasche", erklärt die Architektin.
Zwei Jahre später folgte dann der zweite Bauabschnitt. Dieses Mal waren die Veränderungen größer. Die Bauherren haben alle Fenster vergrößern und erneuern lassen. Sie reichen jetzt vom Boden bis fast unter die Decke. Und auch am Grundriss wurde Veränderungen vorgenommen. "Wir haben die Diele vergrößert, indem wir die Fläche des kleinen Gäste-WCs mit integrierten. Ein neues und größeres Gästebadezimmer wurde an die Stelle der alten Küche gesetzt, und wir haben in das alte Arbeitszimmer eine neue Küche eingebaut, die zum Wohnraum hin offen ist", beschreibt die Architektin die Besonderheiten des zweiten Bauabschnitts.
Doch das reichte den Bauherren nicht. Schmunzelnd beschreibt Klaus Möllering den Start der dritten und vorerst letzten Bauphase: "Unsere Architektin und meine Frau kennen sich vom Sport. Immer wenn sie mal wieder durch den Wald walkten, war mir klar, bald geht es wieder los."
So wurde also zwischen 2010 und 2011 der Anbau, der ursprünglich mal ein Wintergarten werden sollte, endlich realisiert. Nicht ohne Überraschungen. "Es war ein viel größerer Aufwand als gedacht, die alten Wände abzubrechen. Das Bestandsmauerwerk war dicker und stärker. Der Lärm hat den Bauherren und Nachbarn einiges abverlangt", erinnert sich Babette Pernice an die Herausforderungen.
Die Architektin hatte ihren Kunden zum Anbau geraten. "Familie Möllering wollte mehr Platz haben und den Garten mit in ihr Haus einbeziehen", sagt sie. Ihr Vorschlag war es, den neuen Teil des Wohnraums zwei Stufen tiefer zu setzen und damit zwei Raumebenen zu schaffen. Der Raum gewinnt damit nicht nur an Größe, sondern auch an Höhe. Die raumbreiten Terrassentüren erschließen den Blick in den Garten und beziehen ihn in die Nutzung mit ein.
Das Dach des Anbaus wurde zu einer geräumigen Sonnenterrasse, auf die man jetzt aus dem Schlafzimmer heraustreten kann, statt auf den früheren kleinen Balkon.
Mit ihren Vorschlägen hat die Architektin sowohl Frau als auch Herrn Möllering schnell überzeugt. Es wurde also mal wieder gebaut. Und das dauerte ein Dreivierteljahr. Keine einfache Zeit für die Berliner Familie, aber es hat sich gelohnt.
SPONTANER TANZ DER ENKELIN
"Es war nicht immer leicht, mit dem Baulärm und den ganzen Gewerken über Monate unter einem Dach zu leben. Es war etwas abenteuerlich, denn eine Weile mussten wir sogar im Gartenhäuschen duschen. Doch wenn man sich das Ergebnis anschaut, findet man es hinterher nicht mehr so schlimm und kann sogar darüber lachen", sagt der erfahrene Bauherr und öffnet die große Terrassentür zum Garten. "Bei schönem Wetter machen wir das jetzt immer so", sagt er.
Zusätzlich bekam das Haus eine neue Außenwärmedämmung. Mit dem bereits einige Jahre zuvor eingebauten Kamin spart die Familie so erheblich Heizkosten. "Ich kann es noch nicht beziffern, aber wenn ich den Kamin anmache, brauche ich keine Heizung mehr. Das ganze Haus ist gemütlich warm. Ich denke, die Kosten für Öl sind spürbar niedriger als vor dem Anbau", sagt Klaus Möllering.
Insgesamt ist die Doppelhaushälfte von 126 auf 165 Quadratmeter und somit um 39 Quadratmeter gewachsen. Die Gesamtkosten für die Um- und Anbauten liegen laut Architektin bei rund 1200 Euro pro Quadratmeter brutto.
Eine Summe, die die Familie gern investiert hat. "Als der Anbau fertig war, tanzte unsere kleine Enkeltochter durch das neu geschaffene Zimmer und machte uns auf diese kindliche Weise deutlich, was meine Frau und ich über die Jahre vermisst hatten", sagt der überaus zufriedene Bauherr.
Klaus Möllering weiß die zusätzlichen Freiräume gut zu nutzen "Es ist herrlich, abends auf der Terrasse zu sitzen und den Sonnenuntergang zu beobachten. Das geht nicht mit einem Wintergarten, sondern nur mit einem Anbau mit einem solchen Terrassendach. Früher passte gerade mal ein Wäscheständer auf den alten, schmalen Balkon."
Artikel erschienen am 14.07.2012
Anna Klar